Der Verunglückte hängt im Seil und kann aus eigener Kraft weder auf- noch absteigen. Eine Rettungsaktion von unten ist möglich.
Vorsicht! Der Abseiler wird nun doppelt belastet, was zu einer höheren Abseilgeschwindigkeit führen kann. Deshalb Shunt verwenden!
Der Verletzte darf auf keinen Fall sofort nach dem Ablassen hingelegt werden! Das in die unteren Extremitäten versackte Blut (Hängetrauma) kann durch das schlagartige Zurückströmen zu einem Kreislaufzusammenbruch führen!
Vielmehr sollte der Verunglückte erst nach 15 bis 30 Minuten in sitzender Stellung (möglichst mit nach unten hängenden Beinen), dann mit erhöhtem Oberkörper liegend gelagert werden. Ständige Atmungs- und Kreislaufüberwachung ist unbedingt notwendig. Bei Bewußtlosigkeit müssen die Atemwege freigehalten werden.
Anzeichen einer Unterkühlung:
Phase 1: Kältezittern, Atmung und Puls stark beschleunigt, Körperkerntemperatur 37...34°C
Phase 2: Phantasieren (Unterkühlter spricht wirres Zeug, zieht sich aus, paradoxal undressing),
Müdigkeit, nicht Ansprechbarkeit, Bewußlosigkeit, Haut kalt und bläulich, Puls und Atmung verlangsamt und unregelmäßig,
zunehmende Muskelstarre (kein Zittern mehr), Körperkerntemperatur 34...27°C
Phase 3: Atmung und Puls sinken bis zum Stillstand, Bewußtlosigkeit, Körperkerntemperatur unter 27°C
Maßnahmen bei 1. Phase:
feuchte Kleidungsstücke ausziehen und durch trockene ersetzen; Wärmebeutel auf Brustkorb und auf alle Bereiche,
in denen Schlagadern die Körperoberfläche erreichen (Hals, Oberarm, Schlüsselbein, Hüfte, Oberschenkel), insbesondere
in die Nackengegend; Geschädigten in Rettungsdecke einwickeln, Erwärmung durch Karbidentwickler, Kerzen oder durch Helfer
(Rudersitzstellung); Gabe von heißen, gezuckerten Getränken; Geschädigten beobachten und Mut zusprechen
Maßnahmen bei der 2. und 3. Phase:
(Kreislauf stark zentralisiert, Außenbezirke eingefroren, Aufheizung des Körperkerns und Überführung in
die 1. Phase erforderlich; sehr kritischer Zustand, da jederzeit Kreislaufstillstand und Tod eintreten kann!)
den Geschädigten so wenig wie möglich bewegen,
damit das kalte Blut aus den Gliedmaßen nicht plötzlich zum Herzen strömt (Valadatation, Schock und after drop),
Erwärmung nur des Körperkerns (wie bei 1. Phase, evtl. aber auch über Mund-zu-Mund-Beatmung!!!);
bei Atemstillstand Mund-zu-Mund-Beatmung; bei Herzstillstand sehr vorsichtige Herzdruckmassage
(Vorsicht! wegen Kältestarre Muskelrisse und Knochenbrüche möglich); bei vorhandenem Bewußtsein Schmerzbekämpfung,
beruhigend zureden, beobachten und für Ruhe sorgen; andere Verletzungen vorerst nur notdürftig versorgen;
erst bei Erreichen der 1. Phase Gliedmaßen erwärmen
Die Höhlenrettungsgruppe Sachsen ist als eigenständiger Teil des Abschnitts Sächsische Schweiz Bestandteil der Bergwacht Sachsen (ursprünglich Bestandteil der Bereitschaft Dresden der Bergwacht Sachsen). Sie wurde auf Initiative der Bergwacht ins Leben gerufen und im August 1998 unter engagierter Beteiligung von Mitgliedern des Höhlenforschervereins Höhlen- und Karstforschung Dresden sowie von Studenten der TU Dresden (Einseiltechnik-Kurs am USZ) gegründet. Durch den Aufbau einer funktionierenden Höhlenrettung wurde die Lücke im sächsischen Rettungswesen zwischen der Kameradenhilfe der Höhlenforscher auf der einen Seite und der Bergwacht auf der anderen Seite geschlossen.
Hauptschwerpunkt der Arbeit liegt in Höhlen der Sächsischen Schweiz.
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